Organist der New Yorker Philharmoniker beim Himmeroder Orgelsommer
Dass Himmerod ein magischer Ort ist, konnte man am letzten Sonntag im Juli wieder hautnah spüren. Es mag wohl die besondere Atmosphäre des Ortes sein, die, gepaart mit der Qualität der weltberühmten Klais-Orgel und dem Renommee der eingeladenen Gastorganisten, die besondere Anziehungskraft der Himmeroder Konzerte ausmacht. Und so war die Abteikirche um 15 Uhr wiederum mit knapp 500 erwartungsfrohen Besuchern gut gefüllt, um den Darbietungen von Kent Tritle, Director of Music an der Kathedrale St. John the Devine in New York, zu lauschen.
Nach einem farbenfrohen Programm mit Bearbeitungen von Orchesterwerken standen dieses Mal klassische Orgelwerke deutscher Provenienz auf dem Programm. Allein schon dieses Spektrum zeigt die Vielseitigkeit der Himmeroder Orgel. Ob bei barocker Musik von Buxtehude und Bach, oder bei den Romantikern wie Mendelssohn Bartholdy und Liszt, der Klangfundus scheint unerschöpflich. Kent Tritle stellt zunächst die einzigartige Brillanz der Principal-Plena ausgiebig mit Buxtehudes Präludium in E sowie Bachs Präludium und Fuge e-Moll BWV 548 vor. Sein Musizierstil ist dabei vordergründig unspektakulär, dafür aber von vornehmer Eleganz. Die Musik fließt in organischer Bewegung geschmeidig dahin, durchflutet den Raum wie ein majestätisch breiter Strom.
Bei Mendelssohn findet der Organist aus New York spürbar die rechte Balance zwischen schnellen und langsamen Tempi, zwischen Laut und Leise. Auch hier ist alles frei von exaltierter Maniriertheit, konzentriert aus das Wesentliche. Beim Choralvorpsiel „O Welt ich muss dich lassen“ von Brahms hatte man dann den Eindruch, die Orgel würde singen. Gerade darin zeigte sich eine der prägnantesten Charakterstärken der Himmeroder Orgel: ein warmer, melodischer Klang, der unmittelbar berührt.
Wie ein großangelegtes Crescendo hatte Kent Tritle sein Konzert aufgebaut. Und so kam die volle, brausende Orgel erst mit Liszts Präludium und Fuge über BACH zum Einsatz. Gewaltige Akkordkaskaden wechstelten mit dahingehauchten Schwebeklängen, virtuose Oktavläufe mit verinnerlichten Momenten – das Ganze mit erfrischendem Schwung, dargeboten in höchster technischer Brillanz.
Am Ende dann begeisterter Applaus der sichtlich bewegten Zuhörer. Und auch Kent Tritle zeigte sich mehr als angetan von Himmerod, von der Orgel, von den Menschen dort, empfand er seine Zeit im abgelegenen Salmtal ebenso wie die Zeit an der Orgel doch als ein Stück „Heaven on Earth“.
Wolfgang Valerius