Die Nollet-Orgel

Im Inventar des nach der Säkularisierung zur Versteigerung ausgeschriebenen Domänenguts Himmerod wird u. a. eine „herrliche Orgel“ aufgelistet, die dem Bischof von Trier für seine Domkirche überlassen wurde und dort von dem Cochemer Orgelbauer Konrad Kemp zwischen 1807 und 1812 in das vorhandene Gehäuse der Vorgänger-Domorgel eingebaut wurde. Dieses spätbarocke Instrument, dessen Disposition französische Einflüsse verrät, besaß 39 Register, verteilt auf drei Manuale und Pedal. Der Organologe Franz Bösken schreibt dieses Werk Johann Bernhard Nollet (1748 – ca. 1802) zu. (Franz Bösken: „Zur Geschichte der Trierer Domorgel nach 1974. Ein Beitrag zur Denkmalpflege im 19. Jahrhundert“, in: Der Trierer Dom, Neuss 1980,S.388)

Doch nur wenig ist bekannt über den Orgelbauer Johann Bernhard Nollet. Nachweislich stammt sein Großvater Jean (1681 – 1735) aus Nordfrankreich und kam als Orgelbauer im Alter von 25 Jahren nach Luxemburg-Stadt. Sein Hauptwerk ist neben Instrumenten in Luxemburg, Mettlach und Trier die in den Jahren 1724 bis 1727 erbaute Orgel für den Trierer Dom. Von seinem Sohn Roman Benedikt (1710 – 1779) lassen sich Arbeiten in Köln (vermutlich St. Kunibert), St. Wendel, Saarbrücken, im Raum Wittlich und Bernkastel sowie Trier nachweisen. Pastor Peter Carové aus Bernkastel charakterisierte ihn wie folgt: “Ausgang des Jahres Jahres 1745 wurde die Konstruktion der neuen Orgel fertiggestellt, worum sich über ein Jahr abgemüht hat Herr Benedikt Romanus Nollet, ein Mann auffallend durch künstlerische Fähigkeiten und miserable Sitten”. Erhalten sind von Ihm in Trier noch das prächtige Orgelgehäuse von St. Paulin, dessen Entwurf auf Balthasar Neumann selbst oder dessen Mitarbeiter in Trier, Johann Seitz, zurückgeht, und die für die Pfarrkirche St. Antonius erbaute Orgel, die heute in der Pfarrkirche St. Georg in Trier-Irsch steht. Johann Bernhard Nollet stammt aus der zweiten Ehe von Benedikt Romanus mit Irmina Claeres aus Trier, wo er auch am 9. Oktober 1748 getauft wurde. Auch er erlernt das Handwerk des Orgelbauers und arbeitet zunächst gemeinsam mit seinem Vater, so 1772/73 in Klausen (Das Instrument steht seit 1804 in der Metzer Kirche St. Martin.) und in der Zisterzienserabtei Orval (im heutigen Belgien gelegen). Während der von 1775 bis 1780 dauernden Arbeiten zieht sich der Vater 1777 jedoch zurück und überlässt seinem Sohn Johann Bernhard die Fertigstellung. Obwohl nur spärliche Informationen zu diesem Instrument erhalten sind, dürfte es nicht nur das Opus magnum von Johann Bernhard gewesen sein, sondern die wohl größte Orgel der daligen Zeit überhaupt. Pierre-Alexandre Merjai, eine Freund des Abtes von Orval, besichtigte die Orgel während eines Besuches 1786. Seinen Aufzeichnungen nach besaß dieses Werk mehr als 80 Registerzüge (wohl einschließlich aller Koppeln, Tremulanten und Sperrventile) bis hin zum 32-Fuß und erzeugte “im vollkommenen Akkord eine Musik, die dazu angetan ist, den Herrn mit Hymnen zu preisen.” (Rainer Budzinski: Familiengeschichte des Blieskasteler Schulrektors Johann Michael Imhohn und seiner Ehefrau Maria Magdalenea Nollet dargestellt in drei Teilen, Hannover 1995.)

Zwischen 1783 und 1786 erbaute Johann Bernhard dann die Orgel der Benediktinerabtel Prüm, so dass Himmerod entweder unmittelbar vor dem Prümer Werk entstanden sein müsste oder aber erst nach 1786 zu datieren ist. Einzig überliefert ist von der Himmeroder Nollet-Orgel nur die Disposition, die der Trierer Domorganist Platz im Auftrag des Domkapitels im “Inventatre de tuyaux de l’orgue de Himmerode“ (Bistumsarchiv Trier, Abt. 91, Nr. 276, Bl. 42 f.) festhielt.

Disposition

Manual

Montre, Bourdon 8 Fuß, Flut, Tierce, Mixtur mit Tintinable zusammen, Trompette discante und Baß, Cornette, Bourdon 16 Fuß, Viole de gamme, Prestante, Quinte, Doublette, Clairon, Trompette de recit, Solicional

Positive

Bourdon, Prestante, Viole de gamme, Flut traverse, Tierce, Doublette, Fourbiture, Cimbal, Voix humaine, Cromhorn

Echo

Bourdon, Prestante, Flute, Doublette, Quinte, Super octave, Cromhorn, Voix humaine

Pedal

Bourdon de 16 pieds, Prestante, Bombard est â l’orgue de la paroise notre Dame, Montre, Trompette