Robert von Molesme und der Beginn des Neuklosters
Im 11. & 12. Jahrhundert gab es eine ganze Reihe von monastischen Aufbruchsbewegungen im Zuge der sogenannten gregorianischen Reform: mit der bisherigen Entwicklung des Mönchslebens war man unzufrieden: es ging um eine Entflechtung vom politischen Kalkül und auch um eine strengere Befolgung der Regel des heiligen Benedikt bzw. um die Rückkehr zu den verlorenen Idealen der Wüste, so in Camaldoli, Fonte Avellana, Vallombrosa. Bruno von Köln gründete die erste Kartause. Es entstanden die Gemeinschaften der Grandmontenser, Prämonstratenser, Gilbertiner und Savignianer. Im Rahmen dieser Aufbruchsbewegung nun wandten sich auch einige Mönche der Benediktinerabtei von Molesme an den päpstlichen Legaten und Erzbischof von Lyon Hugo von Die mit Plänen zur Gründung eines neuen Klosters. Robert von Molesme gab als Grund für die Neugründung an, dass die Regel des heiligen Benedikt in Molesme nur “lau und nachlässig” (“tepide ac negligenter”) gehalten werde.
Auch ein heiliger Bernhard von Clairvaux wird später in seiner Schrift “Über Gebot und Entpflichtung” Wert darauf legen, dass es den Zisterziensern um die “puritas regulae” – “die Reinheit der Regelbefolgung” geht. Er verweist auf die “buchstäbliche Strenge der Zisterzienser” und stellt mit Genugtuung heraus, dass die Zisterzienser nicht bloß der Regel gemäß leben, sondern die ganze Regel vollständig und buchstabenkonform zu halten sich bemühen. Robert also und seine ihm ergebenen 21 Gesinnungsgefährten verlassen also zunächst Molesme. Sie gründeten am 21. März 1098 22 km südlich von Dijon das “Neue Kloster” – das sie 1119 Cîteaux nannten. Doch Robert muss bereits 1099 Citeaux wieder verlassen und nach Molesme zurückkehren, wo er das Kloster wie es heißt „als vorbildlicher Abt“ bis zu seinem Tod 1111 regierte. Im “Neuen Kloster” wählte man daraufhin Alberich zum Nachfolger Roberts als Abt, und unter seiner Initiative erlangte man am 19. Oktober 1100 mit der päpstlichen Bulle “Desiderium quod” die rechtliche Selbstständigkeit.
Nach dem Tod Alberichs am 26.1.1106 rückte der Engländer Stephan Harding ins äbtliche Amt. Der gebildete Theologe versah unter Robert zunächst das Amt des Subpriors, bis er unter Alberich Prior wurde. Mit seiner Amtszeit verbindet sich der Eintritt Bernhards im Jahr 1113. Bereits mit Bernhards Eintritt, der sich zusammen mit dreißig Gefährten für das monastische Leben in Cîteaux begeisterte, begann sich Cîteaux auszudehnen und man bereitete die erste Tochtergründung La Ferté vor. Die neuen Kandidaten brachten natürlich nochmals frischen Schwung mit: 1114 wurde Pontigny gegründet, in dem Hugo von Mâcon, ein Freund Bernhards, Abt wurde, und 1115 wurde Bernhard zur Neugründung nach Clairvaux in der Champagne, im Tal der Aube, ausgesandt. Seit diesen ersten Tochtergründungen Cîteaux ́ unter Stephan Harding kann man vom Entstehen eines neuen Ordens sprechen.