Ein Bilderbuch-Orgelsommer geht zu Ende
Noch einmal strahlte an diesem spätsommerlichen Nachmittag die Sonne um die Wette mit den Klängen der Himmeroder Klais-Orgel. Gut 300 Zuhörer waren zum Abschlusskonzert des Orgelsommers ins abgelegene Kloster gekommen und durften sich an Musik von Alcock, Bach, Franck, Tournemire und Vierne erfreuen. An diesem Nachmittag stimmte einfach alles: die Orgel, die Auswahl der Musik und vor allem die Darbietung. Colin Walsh gilt als „echter Charakter“ unter den britischen Organisten, und ein Ausnahme-Spiel ließ keine Wünsche offen.
Er verstand es perfekt, die Orgel mit all ihren Klangmöglichkeiten passend zur jeweiligen Musik stets ins rechte Licht zu setzen. So verströmten Introduktion und Passacaglia von Sir Walter Alcock reinsten romantischen Wohlklang, ebenso auch Francks wunderschön melodischer Choral in E-Dur. Einmal mehr konnte man über die klangliche Vielseitigkeit des Himmeroder Instrumentes nur staunen, so, als sei es für eben diese Musik gemacht. Darüber hinaus aber beeindruckte das Spiel von Colin Walsh, war es doch von natürlich fließender Lebendigkeit und Agogik durchdrungen. Und auch die Tempi fügten sich überzeugend in die Raumakustik ein. Bachs „Dorischer“ verlieh der Interpret großes Format. Während die Toccata eher zurückhaltend, beinahe kammermusikalisch registriert war, schaffte er es, durch beinahe unmerkliche dynamische Steigerung, der Fuge einen weiten Spannungsbogen zu verleihen. Und schließlich stand am Ende wie ein markantes Ausrufezeichen das Finale aus Vierne zweiter Orgelsymphonie: fulminant, energiegeladen und mit großer Geste! Es war sowohl Abschluss als auch verheißungsvoller Ausblick auf eine Fortsetzung der Reihe im kommenden Jahr, und dass sicherlich auch wieder mit profilierten Organisten aus dem Vereinigten Königreich!
Ein Dank galt an disem Tag nicht nur dem Gast aus Lincoln, ein Dank galt vor allem auch dem treuen Publikum, das wiederum aus Nah und Fern und in allen Konzerten sehr zahlreich seine Verbundenheit mit Himmerod, der Himmeroder Orgel und den Himmeroder Konzerten bekundet hat.